| Kapitel 1
Diesen Ort zu erreichen, hat meine Brüder und Schwestern einiges gekostet, doch nun, da wir vor der Salve stehen, fühle ich, wie uns neue Energie erfüllt.
Möge die Reinheit dieses Wassers alle Sünden hinfortspülen und uns für alle Ewigkeit vor den Bestien auf der anderen Seite schützen.
Bruder Twiblick hat mit den Vorbereitungen für das Blutritual begonnen, das den Tempelrittern trotz seiner ungerechtfertigten Verbannung aus unserer Mitte von Saradomin selbst anvertraut wurde.
Kapitel 2
Schwester Essiandar hält in einem alten, verlassenen Turm Wache und überblickt den Fluss und das Tal, durch das wir gereist sind. Unsere Feinde könnten von allen Seiten kommen und sobald wir mit dem Ritual begonnen haben, werden sie sich uns zweifellos offenbaren.
Wir haben vielleicht ein oder zwei Tage, um uns auf sie vorzubereiten. Die Zeit wird knapp, doch wir haben die Macht Saradomins auf unserer Seite. Am Ende werden wir obsiegen!
Kapitel 3
Das Ritual, welches wir vorbereiten, wäre für die frommen Anhänger unseres Lords zu befremdlich, weswegen diese Aufgabe den Tempelrittern anvertraut wurde.
Wir wissen alle nur zu gut, dass das Zurückhalten der Dunkelheit oft eine eigene Dunkelheit verlangt, doch durchdrungen vom heiligen Licht unseres Lords wissen wir, dass unsere Taten gerecht sind.
Wenn Blutmagie als Opfergabe benötigt wird, um die Anwohner Misthalins zu beschützen, dann werden die Tempelritter diese Bürde voll Ehren tragen.
Auch wenn wir Verderben, Tod und Schlimmeres riskieren, tun wir dies doch im Wissen, dass es unsere Pflicht gegenüber unseres Lords und seiner Anhänger ist.
Das Licht muss stark leuchten, wenn es die Dunkelheit zurückdrängen soll.
Kapitel 4
Essiandar hat Vampire gesichtet, die sich unserer Position nähern.
Wir sind fast fertig. Der Brunnen reicht bis zum Fluss herunter.
Wir haben die Artefakte der Macht vorbereitet, sowie einige Leichen unserer Gegner, die wir durch den Fluss abschirmen wollen.
Jedem von uns wurde Zeit gegeben, um in Einsamkeit unsere Geister und Körper vorzubereiten und unseren Glauben zu erneuern, denn was wir als nächstes tun werden, wird uns bis an unsere Grenzen bringen.
Ich habe mich bereits mit meinem Schicksal abgefunden, fest im Wissen, dass ich dadurch meine Frau und Familie schützen werde.
Ich tue es für sie, wir tuen es für alle.
Die Vampire werden uns bald erreichen. Wir müssen uns beeilen.
Kapitel 5
Ich bin heute unter einem Berg von Leichen aufgewacht: Vampire, Wölfe und Ghuls zu Hauf. Meine Brüder und Schwestern im Kampfe sind alle tot. Ich alleine habe überlebt, doch noch bin ich mir nicht sicher, ob das ein Segen oder Fluch ist.
Das ist jedoch auch egal, denn unsere Mission war ein Erfolg.
Wir wurden am Höhepunkt des Rituals angegriffen und es hat uns all unsere Stärke und Glauben gekostet, die Wellen der Gegner lange genug zurückzuhalten, damit wir unseren Zauber zu Ende sprechen konnten.
Darin lag eine Ironie, die sich mir nicht entzogen hat - der Angriff der Vampire und das Sterben meiner Freunde hat das Ritual nur noch gestärkt.
Wie sich herausstellte, wird die Magie stärker, je mehr Blut geopfert wird.
Mit der Zeit wird die Barriere schwächer werden, das wissen wir bereits, doch für Jahrhunderte wird sie uns beschützen. Unsere Nachfahren werden sich um sie kümmern und über die Jahre hinweg wiederbeleben.
Solange meine Blutlinie weiterlebt, wird auch die Barriere bestehen bleiben.
Meine Söhne und Töchter werden eines Tages ebenfalls auf ihre Missionen hierher aufbrechen.
Ihre Rolle wird jedoch eine frömmere sein - sie werden Bewahrer sein, keine Krieger.
Kapitel 6 | |